Wolfgang Schaub ist nicht der einzige Rentner, der sich bei seiner Pensionierung sagte: von nun an geht’s bergauf. Und das hat er wortwörtlich gemeint. Auf die höchsten Spitzen Europas. Dass dabei auch ein Buch entstanden ist, zeigt wieder einmal: die grauen Panter sind im Kommen!
„Von nun an wird es immer bergauf gehen, verhalten zwar, aber hartnäckig, und vor allem oft in Gegenden, in die sich kein normaler Bergsteiger verirrt. Dabei werde ich immer wieder fragen: Was will ich hier? Was ist ein Berg? Was ist Höhe? Was ist ein Staat? Wo verlaufen seine Grenzen? Was ist überhaupt Europa? So ist es weniger ein Anliegen dieser Sammlung, Berge und Anstiegsrouten zu beschreiben, als vielmehr über Erlebnisse und Kuriositäten auf dem Weg zu merkwürdigen Ländern und Gebieten zu berichten. 130 Ziele sind es insgesamt. Ein paar davon werde ich herausgreifen.“
Wir auch. Zum Beispiel die höchsten Berge der 47 Staaten Europas. Gipfel wie Mont Blanc (beanspruchen gleich zwei Nachbarländer der Schweiz), Grossglockner und Zugspitze (ebenfalls Höhepunkte zweier anderer Nachbarländer, Triglav (Slowenien) oder Pic Alt de la Coma Pedrosa (Andorra). Anhöhen wie Gora Itschka (259 m; Top vom europäischen Teil Kasachstans) oder Møllehøj (170,86 m; Ejer Bavnehøj und Yding Skovhøj galten ebenfalls mal als „Gipfel“ von Dänemark). Eine Wegecke wie der Chemin des Révoires 24 für Monaco; von dort geht’s noch weiter bergauf – in Frankreich.
Statt Briefmarken oder Münzen sammelte der Pensionär Wolfgang Schaub lieber Berge. Auf seiner Suche nach einem geeigneten Rentnerprogramm zog und zieht es ihn auf die höchsten Punkte aller irgendwie politischen Gebilde Europas. Die offiziellen Staaten natürlich. Aber auch die autonomen oder halbautonomen Territorien, Zollausschussgebiete, Enklaven, Inseln, Theokratien (wie im griechischen Athos), souveräne Militärbasen usw. Ein Sammelsurium an Kulminationspunkten in Meter und Dezimeter, an Geschichte und Geschichten. Nachzulesen auf Schaubs Webseite www.gipfel-und-grenzen.eu und in seinem Buch „Von nun an geht’s bergauf“. Darin beschreibt er eher die ausgefallenen als die bekannten höchsten Höhen. Peña Trevinca in Galicien, Pinneberg auf Helgoland, Beerenberg auf Jan Mayen, Wyschka in Tschuwaschien, der namenlose höchste Punkt von Udmurtien. Zum Glück für Schaub – aber bei einem richtigen Sammler vielleicht auch leider – ist das Suworow-Denkmal in der Schöllenenschlucht weder eine Exklave Russlands in der Schweiz noch stellt es ein exterritoriales Gebiet dar. Das Grundstück gehört einfach dem russischen Staat. Das Denkmal wäre auch nicht so leicht zu besteigen, obwohl es vom Zugangsweg nur bergauf geht.
Wolfgang Schaub: Von nun an geht’s bergauf. Über Pinneberg und Pico auf die Gipfel Europas. Malik Verlag, München 2014, Fr. 29.90.