Ein Kunst- und Wanderführer zu Installationen be- und unbekannter Schweizer Künstler/-innen in und um SAC-Hütten.
„Hinter dem letzten Weiler, San Carlo, verengt sich das Tal vollends und macht einen Satz von fast 1000 Höhenmetern. Zwei Wege führen hier weiter: ein alter Pfad, der sich durch die Schlucht schlängelt und vor Jahrhunderten zur Erschliessung der Alpen auf Robiei erstellt wurde, und eine moderne Seilbahn, die das schwierige Gelände elegant überwindet und angesichts der Kabinengrösse auf touristischen Rummel schliessen liesse. Dabei dient die Bahn in erster Linie den Bedürfnissen der Kraftwerke, die auf Robiei mehrere künstliche und natürliche Seen zur Stromproduktion nutzen. Den Fussweg zu nehmen, lohnt sich dennoch, da man nur so den Ausstieg aus dem wilden Val Bavona aufs weite Plateau am Fuss von Basodino und Cristallina hautnah erlebt. Am Ende des zuweilen steilen Aufstiegs, auf einer letzten Geländekante, empfängt uns endlich die gastliche Capanna Basòdino. Von ihrer Terrasse aus können wir auf das enge Tal zurückblicken, aus dem wir eben gekommen sind und das von hier aus wie die Pforte zu einem Urwald ohne jegliche menschliche Spur aussieht – abgesehen von einer Seilbahn, die von Zeit zu Zeit lautlos und etwas surreal an uns vorbeischwebt. Dass hinter unserem Rücken, von der Hütte aus unsichtbar, Energie für die grossen Schweizer Städte gewonnen wird, während das Val Bavona vor uns freiwillig auf einen Anschluss ans Stromnetz verzichtet, macht die Capanna Basòdino zu einer merkwürdigen Nahtstelle zwischen den Welten und Zeiten.“
Soweit ein Ausschnitt aus Marco Volkens Vorstellung der Capanna Basòdino. Eine von fünf Hütten des Schweizer Alpen-Clubs, die in diesem Sommer und Herbst mehr bieten als ein Dach über dem Kopf, Hörnli mit Hackfleisch, kratzende Wolldecken und unvergessliche Sonnenuntergänge hoch über dem Alltag. In und bei den Hütten Mont Fort ob Verbier, Wildstrubel ob dem Rawilpass, Etzli im Urnerland, Es-cha im Engadin und eben Basòdino haben be- und unbekannte Schweizer Künstlerinnen und Künstler Kunst inszeniert. Mal augenfällig, mal augenzwinkernd, mal vordergründig, mal hintersinnig. Aber immer sehens- und besuchenswert. Wie das bodenlose weisse Balkongeländer vom Bob Gramsma nahe von Wasserfällen bei der Basòdinohütte. Wie der Holzturm von Roman Signer dortselbst: In seinem Innern steht der Fahnenmast, die Fahne hat schlapp gemacht – Windstille. Wunderbar! Also: Wanderschuhe schüren, Rucksack packen und hinauf zur 24. SAC-Kunstausstellung. Zur Einstimmung, als Wanderführer und als Kunstkatalog dient die gediegen gemachte Publikation.
Andreas Fiedler: Wanderziel Kunst: Ein- und Aussichten. Kunst- und Wanderführer. SAC Verlag, Bern 2009, Fr. 39.-