Winterwandern und Switzerland

Viel Platz unterm Weihnachtsbaum oder fast keiner, ein voller oder schon ein leerer Geldbeutel: Zwei neue Bücher von Emil Zopfi eignen sich bestens als Geschenke. Auch für sich selbst.

winterwandern-003

„Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen ist eine Winterwanderung auf einen Hügel in der Nähe des Dorfes, in dem ich aufgewachsen bin. Ich war sechs Jahre alt, ein Schulfreund begleitete mich. Je höher wir stiegen, desto tiefer wurde der Schnee, schließlich reichte er uns bis über die Knie. Doch unentwegt wateten wir durch verschneiten Wald und steile Hänge hinauf. Nach Stunden erreichten wir auf der Höhe ein Haus, das aber verschlossen war. Wir standen davor, wärmten unsere Hände in den Hosentaschen und wussten eigentlich gar nicht, warum wir die Anstrengung auf uns genommen hatten.“

Das fragt sich Emil Zopfi (noch heute) im Nachwort zu seinem Buch mit ausgewählten Geschichten von Schnee und Eis, das in diesem Herbst erschienen ist und nun mit dem langsamen Einschneien der Alpennordseitenhügel seine ganze Aktualität entfaltet. Ein hübsches, kleinformatiges, günstiges Buch von 11 auf 17 Zentimetern, das gut in der Winterjacke Platz hat – und unter dem Weihnachtsbaum sicher auch. 18 Geschichten, von Arthur Conan Doyles Beschreibung der zweiten Skitour über die Maienfelder Furgga von Davos nach Arosa bis zum Heidi von Johanna Spyri. Annemarie Schwarzenbach gelingt die Flucht nach oben, Henry Hoek erzählt ein Wintermärchen, Hermann Hesse erliegt dem Winterglanz, Ernest Hemingway erinnert sich an den Winter in Schruns, Erich Kästner findet drei Männer im Schnee. Und der kaum bekannte Text von Max Frisch heisst ganz einfach „Schneefreude!“.

AS Verlag

Sollte es jedoch zusätzlichen Platz unter dem hell erleuchteten Baum haben – und (noch) kein Loch im Portemonnaie, so sei ein ganz besonderer Bildband empfohlen: 35 auf 50 Zentimeter, 120 Seiten, 56 meist doppelseitige Farbfotos. „Switzerland“ heisst dieser Prachtsband schlicht. Die Fotos schuf Robert Bösch, und sie zeigen, geordnet nach den Stichworten Wasser, Berg und Wald, eine Schweiz, wie wir sie wohl noch selten gesehen haben, bekannt und doch unbekannt, stimmungsvoll, grossartig, weitläufig. Die Einleitungen und Legenden stammen von Emil Zopfi. Sie sind in den Sprachen deutsch, französisch, italienisch, englisch, spanisch, russisch, chinesisch und japanisch gedruckt. Das Matterhorn, welches das Titelbild ziert und noch auf zwei andern Fotos zu bewundern ist, kann man auf Russisch noch entziffern. Bei den fernöstlichen Schriftzeichen geht’s nicht mehr. Da bleiben wir sozusagen im Schnee stecken.

Winterwandern. Geschichten von Schnee und Eis. Herausgegeben von Emil Zopfi. Unionsverlag, Zürich 2011, Fr. 19.90
Switzerland. Photos Robert Bösch, Texts Emil Zopfi. AS Verlag, Zürich 2011, Fr. 98.-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert