Es gilt als gutes Zeichen, wenn ich schreibe. Gesundheitsfördernd sozusagen. Der Weg der Besserung bietet Zeit, die nun anders genutzt werden will. © Annette Frommherz
In meiner Situation kann ich nur am Rande über Berge im eigentlichen Sinne berichten, weil auf sie zu steigen mir verwehrt ist. So verkommt der Bergblog kurzfristig zur Glosse, wofür ich mich entschuldige.
Sämtliche sportliche Aktivitäten sind wegen den Rückenbeschwerden von meinem Bewegungsplan gestrichen worden. Ersatzlos. Ich bin sozusagen zum Nichtstun verurteilt.
Lies, sagt mein Sohn, lies all die angefangenen Bücher auf deinem Nachttisch, in den verstaubten Regalen, lies sie alle endlich fertig, jetzt hast du Zeit dafür. L. rät mir, keine unnötigen Anstrengungen zu unternehmen, die Moral im Keller zu holen, die solle gefälligst selber die Treppe heraufkommen. „Sie werden von Gefühlen überwältigt und können mit dem Verstand nicht mehr viel ausrichten“, meint das Horoskop. Da liegt die Kissling goldrichtig. Die Ergänzung, es sei gut möglich, dass nun eine verflossene Liebe auftauche und mich verzücke, überlese ich bewusst. Schliesslich will ich meinen Liebsten, der sich in den Bergen vergnügt, nicht unnötig beunruhigen. Auch U.s dringenden Rat, ich solle den Magenschoner nicht vergessen, beherzige ich. Das hat mir bereits der Arzt mit erhobenem Zeigefinger beigebracht. Auch weitergehende Vorkehrungen habe ich getroffen: Die Suche nach einem Tangopartner ist vorläufig auf Eis gelegt. Ich versuche mich vermehrt in Meditation, Atemtechnik und Ablenkung; das ist rückenschonender. Die zweite U. rät mir zu Yoga, was mich nicht weiter erstaunt, weil sie es unterrichtet.
Jetzt hätte ich Zeit für Weiterbildung, meint M., sich weiterzubilden sei ein must-do. In der Zeitung, welche ich für meine weitere Bildung zur Hand nehme, lese ich, Fructose als Zusatzstoff sei der schlechteste aller Süssstoffe, aber das weiss ich bereits. Ich könnte meine Englischkenntnisse verbessern, nach alternativen Fettverbrennungs-Methoden suchen, den vielen Verschwörungstheorien nachgehen, mich mit dem Lehrplan 21 auseinandersetzen, die drastischen Auswirkungen der Gletscherschmelze studieren oder mich mit der Bundesfinanzierung des Asylwesens beschäftigen. Das alles würde meinen Allgemein-Bildungsstand enorm fördern und mich ablenken von der Tatsache, dass ich Berge nur von Ferne sehen kann.
Nun fehlen für diesen Text noch die Bilder. Die sind wichtig, denn wie ich aus verlässlicher Quelle erfahren habe, schaut mindestens einer nur die Bilder an, ohne den Text zu lesen. Und für den soll auch gesorgt sein.
oh, den letzten text hatte ich NICHT gelesen und nun diesen! den humor nicht verloren, auch wenn’s galgenhumor ist … und für die bildergucker ist auch gesorgt, super, annette!
auch von meiner seite gute besserung!