Wer ist die Schönste im ganzen Land? Die Blüemlisalp im Berner Oberland! 155 Jahre nach dem ersten Buch über sie und ihren Nachbarn Doldenhorn werden die sieben Schneeberge zwischen Kiental und Kandersteg in einer schönen Monografie vorgestellt.
„Hier mussten wir wegen Nebel 2 Tage bleiben und leben so gut es ging. Am ersten schönen Morgen stiegen wir ab nach Bundalp, Kienthal, Reichenbach, mit der Bahn nach Bern.“
Notierte Paul Klee in sein Tagebuch. Zusammen mit dem Schulkameraden Walther Siegerist wanderte der heute weltberühmte Maler als 18-Jähriger Anfang Juli 1898 über das Hohtürli. Von Spiez marschierten die zwei Gymnasiasten nach Kandersteg und weiter auf die Oeschinenalp. Am vierten Juli ging es hinauf in die 1894 erbaute Blüemlisalphütte im Hohtürli, wo das Schlechtwetter die beiden festhielt. Klee vertrieb die Zeit mit Zeichnen; am 4. Juli zeichnete er seinen lesenden Kameraden auf der Pritsche ins zweite Passantenbuch der Hütte. Die Zeichnung ist in der Schrift „Die ersten 50 Jahre der Sektion Blümlisalp S.A.C.“ von 1924 abgebildet und blieb von den Klee-Kennern unentdeckt. Nun dient sie als Frontispiz der 20. Bergmonografie des AS Verlages: „Blüemlisalp – Schneezauber und die sieben Berge“, herausgegeben von Daniel Anker und Marco Volken.
Paul Klee ist nicht die einzige bekannte Persönlichkeit in diesem 208-seitigen Buch. Ferdinand Hodler und Edouard Kaiser, Heinrich Feder und Friedrich Dürrenmatt hobelten gekonnt mit Pinsel und Stift an der Blüemlisalp. Hanery Amman und Polo Hofer verewigten sie im „Alpenrose“-Lied: „Blüemlisalp i re Summernacht/Nachdäm i ha ne Bärgtour gmacht“. Für den Kandersteger Alt-Bundesrat Adolf Ogi ist sie „eine Kathedrale“. Sein Urgrossvater Fritz Ogi stand als Erster auf Blüemlisalphorn, Fründenhorn, Oeschinenhorn und Blüemlisalp-Rothorn, stieg als Erster von Norden auf die Wildi Frau und als Erster durch die Südwestflanken von Oeschinenhorn und Blüemlisalp-Rothorn ab – macht sieben Erstbesteigungen und Erstbegehungen an der Blüemlisalp. Ein Zufall? Wohl kaum. Denn die Zahl sieben spielt im Schneegebirge zwischen Kandersteg und Kiental eine Hauptrolle.
Sieben Gipfel hat die Blüemlisalp, vier Haupt- und drei vorgelagerte Gipfel. Westlich des Oeschinenhorns strecken drei andere Gipfel ihre Felsgrate und Firnflanken in den Himmel: das Fründenhorn sowie das grosse und das kleine Doldenhorn. Macht also wiederum ein Siebengebirge. Und genau diese sieben Berge bilden den Horizont im Gemälde eines unbekannten Malers, das seit der Restaurierung des Schaufelraddampfers „Blümlisalp“ den Damensalon verschönert.
Apropos Damen: Hermine Tauscher-Geduly, Alpinismus-Pionierin der alten Donaumonarchie, verfasste als erste Frau einen Bericht über die Besteigung des Blüemlisalphorn – ein Stück Bergliteratur vom Feinsten, in voller Länge zu geniessen im dritten Kapitel des neuen Buches. Das nicht zufälligerweise sieben Kapitel aufweist. Dazu eine 17-seitige Chronik von der ersten Erwähnung anno 1606 bis zur letzten undurchstiegenen Wand. Aber aufgepasst: Der Fels von Blüemlisalp & Doldenhorn hat keinen guten Ruf. Sicherer ist es, am Oeschinensee in den „Schneezauber und die Berge“ einzutauchen. Oder eine der beiden Buchvernissagen zu besuchen, entweder in der Blüemlisalp-Stadt Thun oder in Paul Klees Bern.
Daniel Anker, Marco Volken: Blüemlisalp – Schneezauber und die sieben Berge. AS Verlag, Zürich 2018, Fr. 49.80. www.as-verlag.ch
Zwei Buchvernissagen bei Bächli Bergsport: am Donnerstag, 23. August 2018, in der
Filiale Bern (Waldhöheweg 1); am Donnerstag, 30. August 2018, in der Filiale Thun (Gewerbestrasse 6): jeweils 19.30 Apéro, 20.00 Vortrag, 21.00 Uhr Lichterlöschen. www.baechli-bergsport.ch/bluemlisalp