Der Schweizerische Akademische Skiclub SAS feiert den 100. Geburtstag mit der 41. Edition seiner Publikation „Der Schneehase“. Ein Wurf, wie immer.
«Damit erfolgt der Startschuss!»
Er ertönte gestern Mittwoch Abend im ersten Stock beim Restaurant Du Théâtre in Bern, vor rund 80 bestens gelaunten und gekleideten Skifahrerinnen und Skifahrern, die meisten von ihnen im Blazer, im legendären V-Ausschnitt-Pullover, mit Krawatte oder Foulard, immer aber mit den drei Buchstaben SAS. Der Schweizerische Akademische Skiclub wird hundert Jahre alt, und mit ihm seine Publikation „Der Schneehase“. Und genau diese gab es gestern zu feiern: die Edition 41 für die Jahre 2020 bis 2024. Einmal mehr ein grossartiges Werk: 320 Seiten voller feinen, fundierten, überraschenden Artikeln zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Skilaufs, immer passend illustriert. Zum letzten Mal editiert von Ivan Wagner; wer der neue, erst siebte Schriftleiter des „Schneehasen“ sein wird, ist noch halb geheim. Der erste war der SAS-Mitbegründer Walter Amstutz; seine Enkelin Alexandra Gozon sass gestern unter den Gästen. Und erfreute sich wie alle andern am überraschenden Dessert, das in Form eines Schneehäslein im Teller lag.
„Endlich ist der Hasensprung gelungen! Zum ersten Male erscheint der ‚Schneehase‘ in gedruckter Form.“ So leitete Walter Amstutz sein Geleitwort für die Nummer 1 ein; sie deckt die Jahre 1924 bis 1927 ab. Sein Hinweis auf die Form des SAS-Jahrbuchs ist richtig, denn 1925 und 1926 erschien der „Schneehase“ nur in vervielfältigter Version mit wenigen Seiten. In der ersten Ausgabe schreibt Hermann Gurtner, Mitbegründer des Clubs und sein erster Präsident, der SAS sei „ein junges Häslein, dem aber aller Voraussicht nach die Löffel noch wachsen werden. Vor Jahresfrist ist es dem warmen Moosnest entsprungen und hat sich seither in allerhand Hackensprüngen versucht.“ In der zweiten Ausgabe kommt Gurtner auf das Springen zurück: „Schon seit Neujahr hat dieser zweite Schneehase die Löffel gestellt, doch zum Abhüpfen ist er erst heute gekommen, nachdem der Schweizerische Ski-Verband seinen landesväterlichen Segen erteilt hat. Seit dem 6. Januar 1926 sind wir Mitglied des schweizerischen Landesverbandes.“ Der heutige Präsident von Swiss-Ski, Urs Lehmann, ist Mitglied des SAS Zürich. Er hielt gestern Abend eine Ansprache, und im druckfrischen „Schneehasen“ findet sich ein wegweisendes Interview zum Potenzial des SAS. Seine Publikation bezeichnet er als „lebende Legende“.
Daraus hebe ich ein paar Beiträge hervor. Gleich zwei befassen sich mit dem Thema Bergfotografie; Robert Bösch konnte seine klugen Überlegungen gleich mit eigenen Bildern illustrieren. Martin Berthod – Sohn Marc kennen wir als Co-Kommentator der alpinen Männer-Skirennen – befasst sich mit seinem St. Moritz als „Wiege des ‚modernen‘ Wintersports“. Einen neuen Mann am Skimikrofon im Fernsehen kennen wir seit diesem Winter: Beat Feuz; im 41. „Schneehasen“ sehen wir ihn als Kind auf den schmalen Brettern, die die Welt bedeuten – so härzig und gleichzeitig dynamisch. Um alte Skigeschichte geht es im Beitrag über den 1893 gegründeten Czech Ski Club Prague, den ältesten nationalen Skiverband der Welt. Und wo wurde der Slalom erfunden? In Mürren oder doch nicht? Adam Ruck vom Kandahar Ski Club, der am 30. Januar 1924 in Mürren gegründet wurde, beantwortet die Frage. Neben SAS und KSC feiert in diesem Jahr noch eine dritte Skiorganisation ihren 100. Geburtstag: Es ist die FIS, die Fédération Internationale du Ski. 36 Delegierten aus 14 Ländern beschlossen am 2. Februar 1924 in Chamonix im Rahmen der „Internationalen Wintersportwoche“, die später als I. Olympische Winterspiele anerkannt werden sollte, die Gründung der FIS.
Wenn wir schon am Feiern sind: Bald kann der Skierstbesteigung des Eiger (3967 m) durch den Engländer Arnold Lunn und die Schweizer Fritz Amacher, Walter Amstutz und Willy Richardet am 18. Mai 1924 gedenkt werden. Im Jubiläumsjahrbuch des „Schneehasen“ von 1974 kommt Amstutz in „Die Skiwelt von gestern“ zurück auf die Skipremiere: „Auf unserer Eigertour konnte ich Willy Richardet für die Gründung eines SAS erwärmen. Arnold, Willy und ich unterhielten uns während einer längeren Rast auf dem Eigerjoch über das, was wir gemeinsam tun könnten, um unserem Anliegen Gehör zu verschaffen. Manz Gurtner und ich hatten uns bereits im März anlässlichen unserer täglichen Schildgratabfahrten über die Gründung eines Akademischen Ski Club unterhalten. In den Sommerferien entwarf ich die Statuten, und am 26. November 1924 trafen wir uns zu dritt im Restaurant du Théâtre im 1. Stock in Bern, um die Idee in die Tat umzusetzen.“
Der Schneehase. Edition 41, 2020–2024. Schweizerischer Akademischer Skiclub SAS. Schriftleitung Ivan Wagner. Fr. 59.- Zu beziehen bei: SAS-Verlag c.o. Kessler AG, Forchstrasse 95, 8032 Zürich, info@kessler.ch.