«Never again»

Buch der Woche

Ein Satzfragment auf der letzten Seite eines Buches, das im letzten Jahr in Grossbritannien den renommierten Bergbuchpreis Boardman-Tasker-Award gewonnen hat. In „Psychovertical“ erzählt der Andy Kirkpatrick sein Leben vom Hilfsschüler mit einer erst spät diagnostizierten Legasthenie zum Alpinisten, Schriftsteller, Ehemann und Vater. Dabei hängt er sein Leben – buchstäblich sozusagen – an die Haken, die er in die senkrechte bis überhängende Granitwand des El Capitan im kalifornischen Yosemite schlägt. Wie er das beschreibt und wie er in die Solobegehung der Reticent Wall seine Entwicklung, seine andern haarsträubenden Touren, seine Enttäuschungen, Zweifel, Ängste und Gewissensbisse hinein flicht, ist spannend und überaus gekonnt gemacht. Ein Buch für Bergsteiger und solche, die es nie werden wollen.

„One day, I would write a book and hope, she would then understand that fathers are only children too“ (page 233). Das schreibt Andy Kirkpatrick von seiner Tochter Ella. Sein Sohn Ewen schickte ihm ein paar Mails in die Eigernordwand, wo Kirkpatrick seit dem 30. Dezember 08 eine Solobegehung der Harlin-Route versucht hat. Gestern Sonntag brach er die Tour ab. Soviel zum never again.

Mehr zu Andy Kirkpatrick auf seiner Homepage www.andy-kirkpatrick.com; die Eiger-Story beim Stichwort „blog“. Sein Buch „Psychovertical“ ist 2008 bei Hutchinson in London erschienen; erhältlich ist es bei Piz Buch & Berg an der Müllerstrasse 25 in Zürich, Tel. 044 240 49 49, http://www.pizbube.ch.

Ein Gedanke zu „«Never again»

  1. Danke für das Buch. Gestern habe ich fasziniert darin gelesen, einen Teil. Ein seltenes Ereignis, dass ein Spitzenbergsteiger auch literarisch so überzeugend schreibt. (Unsere „Helden“ lassen sich ja die meisten von Journalisten beweihräuchern.) Kirkpatrick schreibt selber, als Legastheniker, er schreibt nicht nur über seine spektakulären Touren, sondern zum Beispiel auch wie er ums Schreiben ringt, über seine familären und beruflichen Schwierigkeiten, die Geburt seiner Tochter. Es ist ein sehr persönliches, ehrliches Buch. Literarisch gekonnt aufgebaut, eine Art Montagetechnik, in der die Solobesteigung eines Bigwalls am El Capitan den Rahmen bildet.

    Es ist ein sehr britisches Buch, von der angelsächsischen Kletter- und Alpinliteratur geprägt. Die Fotos finde ich nicht besonders, das Buch lebt auch bestens ohne sie. Kirkpatricks Routensizzen, passend zum Text, finde ich aber witzig.

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