Roger und ich

Der Ausstieg ist hart. Schon mancher hat ihn verpasst und ist dabei abgestürzt.


Auch ich bin diese Woche gescheitert, und so habe ich mich ganz tief mit Roger Federer verbunden gefühlt, habe mit ihm gelitten, als er die Arena von Gstaad verlassen hat, am Boden zerstört von einem kräftigen Jungspund. So bös wars bei mir zwar nicht, es war auch keine Kamera dabei, als ich mich an dem Haken anhängen musste, an dem ich während Jahren locker vorbeigeklettert bin. Roger schmerzt der Rücken, mich schmerzt die Schulter und uns beide schmerzt, dass wir ins Alter gekommen sind und nicht so recht wissen, wann es Zeit ist für den Ausstieg und wohin der führen soll. Wir haben ja auch noch weiteres gemeinsam. Unser Sport hat uns unter anderm zu Werbeträgern für Banken gemacht. Wie das bei Roger gelaufen ist, weiss ich nicht. Bei mir wars Naivität oder Gutmütigkeit, dass ich einen kalten Morgen lang im Obbort ob Linthal vor dem Tödi posierte und die Aufnahme später nicht nur im Geschäftsbericht der Glarner Kantonalbank glänzte, sondern auch noch auf Plakaten im Weltformat. Puh, da fuhren die bösen Mails postwendend ein. Ob das bei Roger auch der Fall ist, weiss ich auch nicht. Und wie ihn die CS honoriert für sein sympathisches Lächeln ist mir ebenfalls unbekannt. Ich weiss nur und beteure hier öffentlich, dass mir für die Fahrt von Zürich ins Obbort, den kalten Morgen und das ganze Drum und Dran genau 1 Tasse Kaffee (ohne Creme und Zucker) spendiert worden ist. Banken sind bekanntlich knausrig mit Vergütungen, ausser bei den eigenen. Gern würde ich mich mal mit Roger darüber unterhalten, aber auch über die Frage, die momentan (in seinem Fall) die Nation beschäftigt: wie schaffen wir endlich den Ausstieg? Da lese ich gerade in einem Interview seine Antwort: «Ich muss einfach weiter dranbleiben, die Übungen machen.» Danke, Roger, ich werde mich dran halten.

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