3 x Glarner Alpen

Es gibt wohl kein Gebirge der Welt, das so gut dokumentiert ist, wie die Glarner Alpen. Schon vor der Gründung des SAC vor 150 Jahren füllten Publikationen über Tödi und Co. ein kleines Büchergestell. Heute wäre für die umfassende Buchproduktion über Glarner Felswände, Eisgräte und Wanderwege mehr als eine Bücherwand nötig. Mit den drei neusten Titeln sind Glarophile Bergsteiger und Wanderer bestens ausgerüstet für den Schritt ins Gebirge von »Züri Südost«.

„Die Vervollständigung der Topographie und Orographie des Heimatkantons, die Erforschung von Bergspitzen, die noch kein menschlicher Fuss betreten hat, die Aufsuchung neuer Verbindungswege, die Erstellung solcher anzuregen und so viel möglich zu unterstützen, die Errichtung von Nachtherbergen im Gebirge, die Aufnahme von Zeichnungen, Panoramen etc. und Hand zu bieten zur Erweiterung der Kenntnisse von der Physik, Meteorologie und Geognosie des Landes.“

Das waren die Ziele, die sich 13 Männer heute vor genau 150 Jahren im Hotel „Glarnerhof“ in Glarus gaben, bei der Gründung der Sektion Tödi des Schweizer Alpen-Club am 3. Mai 1863. Als erste Sektion war am 17. April des gleichen Jahres, zwei Tage vor der Gründung des SAC, die Sektion Basel gegründet worden. Die Sektion Tödi ist also die zweite Sektion des helvetischen Bergclubs – und die erste, die einen Gipfel als Sektionsnamen wählte. Natürlich den Tödi, den wichtigsten und höchster Glarner Gipfel. Auf ihm hatte Rudolf Theodor Simler „die Idee der Gründung einer schweizerischen Alpengesellschaft“ gehabt, wie er es in seinem „Kreisschreiben an Bergsteiger und Alpenfreunde der Schweiz“ vom 20. Oktober 1862 formulierte. Tödi und Clariden wurden als erstes Exkursionsgebiet des SAC ausgewählt, am Grünhorn in der Tödi-Ostflanke wurde 1863 die erste SAC-Hütte gebaut. Und welcher Berg ist auf drei neuen Büchern zum Glarnerland abgebildet, die rechtzeitig zum Jubiläum der einzigen SAC-Sektion des Kantons herausgekommen sind? Eben.

Wer vor allem die heute 1800-köpfige SAC-Sektion Tödi kennenlernen will, ihre fünf Hütten (Legler, Planura, Glärnisch, Fridolin, Grünhorn) und die Geschichte des Bergsteigens im Tödiland, greift zum 180-seitigen Jubiläumsbuch mit über 140 Abbildungen. Ein würdiger Nachfolger der ersten Jubiläumsschrift; Ratsherr Caspar Hauser, Initiant und erster Präsident der Sektion Tödi, hätte nur lobende Worte gefunden. An ihn erinnert das Hauserhorn (2751 m) am Selbsanft-Stock, das er am 15. August 1863 zusammen mit den Führern Heinrich und Rudolf Elmer erstmals betrat.

Wer Vorder, Mittler und Hinter Selbsanft selbst aufsuchen möchte, als Vorbereitung für eine Besteigung des Tödi oder einfach sonst, greift zum neuen SAC-Clubführer „Glarner Alpen“, der in der elften Auflage erscheint: Rekord für die Führerpublikationen des SAC. Der erste Clubführer – heute heissen sie Alpinführer – war derjenige für die Glarner Alpen, verfasst  von Eduard Naef-Blumer und 1902 in der Buchdruckerei Schwanden in einer Auflage von 7000 erschienen. Broschiert wurde er an alle SAC-Mitglieder gratis abgegeben. Worauf eine besonders geschäftstüchtige Buchhandlung bei Mitgliedern romanischer Sektionen eine grössere Anzahl Exemplare zu 50 Rappen zurückkaufte und sie zum Preise von 2 Franken in den öffentlichen Handel brachte. Seither kosten die SAC-Führer. Die aktuelle Ausgabe des Glarner Führers umfasst 584 Seiten, 45 Farb- und 111 Routenfotos sowie fast 1000 Routenbeschreibungen im Gebiet zwischen der Linthebene und dem Vorderrheintal – das sollte reichen für den Jubiläumsbergsommer. Die drei Autoren konzentrierten sich vor allem auf die alpinen Routen, die für jeden Geschmack etwas bieten. Zudem werden erstmals in jedem der elf Teilgebiete zwei bis drei Highlights beschrieben, welche Hansueli Rhyner, Ruedi Jenny und Samuel Leuzinger besonders am Herzen liegen.

Wem das Hauserhorn zu brüchig, der Simlergrat am Tödi zu eisig und der Speichstock zu unbedeutend ist (immerhin erhielt er den Namen von einem der 35 Gründer des SAC), der stecke „Das grosse Wanderbuch Glarnerland“ von Caroline Fink in den Rucksack. Gross ist mal schon das Format zu nennen, doch die Bildbandführer des AT-Verlages haben nun mal fast das Format A4. Gross ist aber auch der Inhalt des Buches, mit tollen Fotos, Texten und Touren. 40 Ausflüge zu Fuss, klug ausgewählt und dargestellt, von Spaziergängen im Talboden über Wanderungen zu Bergseen und Nachtherbegen bis zu Exkursionen auf Bergspitzen. Eingestreut in die verlässlichen und gluschtig machenden Tourenvorstellungen sind Hintergrundberichte zu besonderen Themen wie Eisabbau am Klöntalersee und Suworows Scheitern am Panixer Pass. Drei Glarner Kulturschaffende äussern sich zu ihrem Land, unter ihnen Emil Zopfi: „Der Tödi hat eine Magie.“

Tödi-Spuren – Jubiläumsbuch 150 Jahre SAC Sektion Tödi, Südostschweiz Buchverlag, Glarus 2013, Fr. 48.-
Hansueli Rhyner, Ruedi Jenny, Samuel Leuzinger: Alpinführer Glarner Alpen. Walensee bis Tödi. SAC Verlag, Bern 2013, Fr. 57.-
Caroline Fink: Das grosse Wanderbuch Glarnerland. AT Verlag, Aarau 2013, Fr. 49.90.

Buchvernissagen:
Glarner Wanderbuch von Caroline Fink: am 3. Mai 2013 um 19.45 Uhr im Patagonia Shop an der Löwenstrasse 14 in Zürich; am 17. Mai um 19.15 Uhr im Lesecafé und Kulturbar BSINTI in Braunwald.
SAC Alpinführer Glarner Alpen: am 31. Mai um 20 Uhr in der Buchhandlung Wortreich in Glarus.

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