Die einen wandern nackt, die andern im Badekostüm. Zum Beispiel auf einer Stadtwanderung in Basel wie im besprochenen urbanen Wanderführer vorgeschlagen. Solothurn, Olten, Aarau dagegen eher warm gewandet, jedenfalls jetzt, wo dort immer Nebel liegt. Stadtwandern ist Trend, nebst urban Gardening, Stadthonig und so weiter hat man das Gefühl, die Natur verlagere sich langsam aber sicher in die Zentren. Ist ja gut so, die SBB wird langsam zu teuer und das Auto ist ja längst out.
„Danke für die Führung, Freddy!“
Also: Mit diesem Dank schloss Thomas Widmer seinen Wanderartikel vor einer Woche im Berner „Bund“ und im Zürcher „Tages-Anzeiger“. Er nimmt darin die Leser auf eine Wanderung in Basel mit, er selbst und seine Wandergruppe sind von Freddy Widmer mitgenommen worden. Verwandt sind die beiden Widmers übrigens nicht. Der Thomas stellt wöchentlich eine Wanderung in den oben genannten Zeitungen vor, der Freddy hat eben zusammen mit Iris Kürschner und Michael Koschmieder ein Wanderbuch über seine Heimatstadt Basel veröffentlicht. Wer es zur Hand und dann eine der vorgeschlagenen Touren unter die Füsse nimmt, wird begeistert sein.
Deshalb: Auf nach Basel! Zum Wandern, Lesen, Baden, Essen & Trinken, ja vielleicht zum Leben überhaupt. Eine grandiose Stadt am Rheinknie, das wussten wir bisher nicht, ahnten es möglicherweise, dachten aber eigentlich bloss an Chemie und Morgestraich, FCB und Mustermesse, vielleicht noch an das Museum Beyeler. Dabei: All diese spannenden Geschichten und Wege, die uns in diesem vorzüglich geschriebenen und von Iris Kürschner fotografierten Stadtwanderbuch aufgetischt werden. Auf 17 Touren – 16 zu Fuss, eine im Badekostüm – nehmen uns die drei Autoren mit, vom grössten Fussballstadion der Schweiz, dem St. Jakob-Park, bis hinauf zum höchsten Gipfel des Kantons Basel-Stadt, die St. Crischona (522 m), von der Petite Camargue am Rhein bis zur Ermitage in Arlesheim. Entdeckungsreisen am Rande der Schweiz und darüber hinaus. Und, noch besser: Auch auf dem Weg nach Basel können wir wandern und lesen. Ebenfalls dank eines neuen, vorzüglichen Wanderlesebuches.
Denn: Der neue Bauer & Frischknecht ist da! Was für die Romanleser der neue Suter oder Leon ist, sind für die Leser von Wanderliteratur die Bücher des Autorenpaars aus Zürich. Wer mit seinen acht Büchern von „Grenzschlängeln“ (1995) bis „Wandern in der Stadt Zürich“ (2012) unterwegs ist, weiss, geniesst und unterstützt mehr, geht, isst und schläft besser. Touren und Themen bringen den Touristen vor Ort – aber auch den Interessierten weit weg – eine ganze Welt voller Geschichte(n) näher. Das ist beim neunten, von Sabina Bobst fotografierten Lesewanderbuch von Ursula Bauer und Jürg Frischknecht nicht anders. Diesmal haben sie sich Solothurn, Olten und Aarau mit ihrer jeweiligen Umgebung vorgenommen. Also das Land, wo die heutige Schweiz entstand. Und so erfahren denn die Benützer viel über die letzten zweieinhalb Jahrhunderte, als die Alte Eidgenossenschaft zusammenbrach und die neue CH entstand. Wem diese gestohlen bleiben kann, sollte trotzdem zu diesem Buch greifen. Die drei Städte lohnen unbedingt einen Samstagbummel, die Wanderungen sind so überzeugend wie knieschonend. Ab geht’s in die Mitte der Schweiz! Gerade jetzt in der bis in die Berge grünen Weihnachtszeit.
Iris Kürschner, Freddy Widmer, Michael Koschmieder: Wandern in der Stadt Basel. Rotpunktverlag, Zürich 2015, Fr. 39.90.
Ursula Bauer, Jürg Frischknecht: Solothurn – Olten – Aarau. Zwischen Aare und Jura: Wandern, wo die Schweiz entstand. Rotpunktverlag, Zürich 2015, Fr. 39.90.