Klettern in Bern und anderswo

Zwei klassische Kletterführer für alle mit starken Armen und/oder Träumen. Wer die besten Hallenkletternden live sehen will, tut dies bis zum 12. August 23, an der Kletter-WM in Bern.

«Katherine Choong in ‚Cabane au Canada‘ 8c+, Rawyl. Foto: Rainer Eder»

Legende zum Titelbild im neuen Kletterführer „Schweiz extrem WEST [band 1]“ von Sandro von Känel in der Edition Filidor. Die Kletterin, in gelbem, ärmellosem Shirt und roten Hosen, klettert von rechts unten in überhängendem Gelände hoch und macht grad einen gleichzeitig sehr elegant und schwierig aussehenden Kreuzgriff – ein dynamisches Foto auf einem Buch mit einer steilen Vergangenheit. 1986 erschien der erste Kletterführer von Jürg von Känel, dem Vater von Sandro: „Die schönsten Sportkletterein im Berner Oberland; auf dem Cover Jürg selbst, in weissem, ärmellosem Shirt und roten Hosen, an senkrechter Wand. Die erste Ausgabe von „Schweiz-Extrem“ folgte drei Jahre später. Heute gibt es Filidors „extrem“ für Jura, Ost, Süd und West, wobei West neu in zwei Bände aufgeteilt ist. Der nun vorliegende Band 1 stellt die attraktivsten Klettergärten vor, Band 2 wird die schönsten Mehrseillängenrouten enthalten. Erstmals dabei ist das Gebiet Dossen bei Zermatt, „der neue Oberwalliser Klettersport schlechthin!“. Wenn man so stark klettert wie Katherine Choong. Sonst sei eine andere Neuheit oben im Mattertal empfohlen: Die Seilbahn vom Kleinen Matterhorn nach Testa Grigia, die eine schneelose Überquerung von Zermatt nach Breuil-Cervinia und so ins Valle d’Aosta ermöglicht.

Und dann fahren wir ganz hinauf durch dieses Tal mit den höchsten Gipfeln der Alpen, erreichen den Fuss des Mont Blanc und zücken den fünften, revidierten und ergänzten Band „Val Veny“ der renommierten Reihe „Mont-Blanc GRANITE. Les plus belles voies d’escalade“ von François Damilano und Gefährten. Auf dem Rückseitenbild Robin Revest im Pilier Central du Frêney, diesem neben dem Walker wohl berühmtesten Pfeiler im Mont-Blanc-Massiv, wo sich im Juli 1961 die Erstbegehungstragödie mit vier Toten und drei Überlebenden abspielte (wie am Matterhorn 1865). Auf dem Cover des handlichen Führers klettert Enrico Bonino in „Les anneaux magiques“ am Pilier Rouge du Brouillard; diese Route eröffneten Daniel Anker und Michel Piola am 19. Juli 1989. Aber natürlich nicht der Schreiber dieser Zeilen, sondern der Bergführer gleichen Namens (vgl. https://bergliteratur.ch/eiger-eiger-eiger-2/). 116 unvergessliche Felsklettereien verspricht der Führer, darunter auch ein paar wenige in Talnähe für die Plaisir-Kletternden.

Und wenn wir ganz einfach nur beim Klettern zuschauen möchten, dann ab nach Bern, vor Ort oder am Bildschirm. Vom 1. bis 12. August 2023 finden dort die Weltmeisterschaften im Klettern statt. Zum dritten Mal nach 1995 (Genf) und 2001 (Winterthur) ist die Schweiz Gastgeberin der globalen Titelkämpfe. Lead, Boulder, Speed und Kombination – in vier Kategorien kämpfen die weltbesten Kletterinnen und Kletterer in der PostFinance Arena und  in der Curlinghalle um Gold, Silber und Bronze. Die Halbfinals in allen Kategorien werden im Livestream auf srf.ch/sport sowie in der SRF Sport App übertragen. Sämtliche Medaillenentscheidungen kann das Publikum live im Fernsehen auf SRF zwei oder SRF info verfolgen. Nicht mehr in der Nationalmannschaft ist Katherine Choong, Jugend-Weltmeisterin im Jahr 2009. Ende 2021 entschied sie sich, das Schweizer Team zu verlassen, um sich auf das Klettern draussen am Fels zu fokussieren. Sie ist die erste Schweizerin, die eine Route im Schwierigkeitsgrad 9a geklettert hat, den „Jungfraumarathon“ in Gimmelwald.

Sandro von Känel: Schweiz extrem WEST [band 1]. Edition Filidor, Reichenbach 2023. Fr. 44.-

Enrico Bonino, François Damilano, Julien Désécures, Louis Laurent: Mont-Blanc GRANITE. Les plus belles voies d’escalade. Tome 5: Val Veny. JMEditions, Chamonix 2023. € 28,50. Disponible en version anglaise et italienne.

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