Nées pour skier

In einem eleganten Bildband porträtiert Lucy Paltz 27 Skifahrerinnen aus der halben Welt, viele Französinnen, aber auch eine Schweizerin.

«Quand je m’élance et que je glisse sur la neige, tout s’évanouit: les doutes, le stress, les contrariétés. Il ne reste que l’instant présent, l’envie d’aller vite, la maîtrise de mes trajectoires, l’adrénaline et l’ultra-concentration.»

Sagt die beste aktive Skirennfahrerin der Schweiz. Sie ist im Moment auch diejenige, die das Zwischenklassement im alpinen Skiweltcup anführt, vor der verletzten Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin ihrerseits sagt: „Je préfère la notion d’établir des records sportifs plutôt que les battre.“ Leicht gesagt, aber schwierig zu machen. Nun, Mikaela wird die 100 Weltcup-Siege noch einfahren, wenn nicht in diesem Winter, dann im nächsten. Eine Landsfrau von ihr hat im Weltcup zwischen 2004 und 2018 82 mal gewonnen.

Die Schweizerin heisst Lara Gut-Behrami, die zurückgetretene Rennfahrerin Lindsey Vonn. Das Trio gehört zu den 27 Skifahrerinnen aus der halben Welt, die Lucy Paltz im Bildband „Nées pour skier“ porträtiert. Mit Texten, in denen die Skifahrerinnen direkt von ihrem Leben und ihrer Passion sprechen. Mit tollen, oft ganzseitigen Fotos, die die Sportlerinnen bei und neben ihrer Lieblingstätigkeit zeigen. So Federica Brignone, „la reine de la polyvalence“, in voller Montur ausser Helm und Brille, wie sie in der Hocke in ein Schwimmbecken getaucht ist.

Wer ist sonst noch dabei in dieser Buch gewordenen Ode an Wettkämpferinnen und Extremskifahrerinnen, an Pulverschneejägerinnen und Biathletinnen, an Skitourenläuferinnen und Freestylerinnen, an Pionierinnen in Sachen weiblicher Bergsport mit den Gründungen von Sister Summit und Girls on the Top? Die Namen Tessa Worley und Tina Maze dürften noch bekannt sein, vielleicht kennt man auch die ehemalige Kletterweltmeisterin Liv Sanzoz, die heute als Bergführerin arbeitet. Andere Namen waren auch dem Skichronisten und Skibuchsammler neu. Natürlich, was auffällt: Ein solches Buch aus einem französischen Verlag, gesponsert von Rossignol, porträtiert viele Französinnen. Aber dass Lara Gut eine andere Marke fährt, ist gut lesbar.

Was fast in jedem Text vorkommt, ist das, was der Titel dieser eleganten Publikation zum Skilauf und Frauensport sagt: „Nées pour skier“ – zum Skifahren geboren. So Marie Bochet, Gewinnerin von 102 Weltcup-Rennen und acht Goldmedaillen an den Paraolympischen Spielen: „Je suis née par un frais matin d’hiver, un 9 février, comme prédestinée à la neige et au ski.“ Dass ihr links Hand und Unterarm fehlen, hat sie überhaupt nicht vom leidenschaftlichen Skifahren zurückgehalten.

Zum Schluss noch eine traurige Nachricht zu einer Skiläuferin, die ihr Leben ebenfalls diesem Sport geweiht hat; sie ist im Buch nicht porträtiert. Die 1970 geborene US-Amerikanerin Catherine „Kasha“ Rigby galt als eine der besten Telemarkfahrerinnen; so fuhr sie als erste Person mit den Telemarkski vom Cho Oyu (8188 m) ab. Am 13. Februar 2024 löste sie im Skigebiet Brezovica im Kosovo ein Schneebrett aus, das sie mitriss und gegen einen Baum drückte. Dabei zog sie sich schwere innere Verletzungen zu. Obwohl Magnus Wolfe Murray sofort bei ihr war und Wiederbelebungmassnahmen ergriff, konnte er seine Kasha nicht mehr retten. Die beiden waren verlobt, im September dieses Jahres wollten sie heiraten. Geboren zum Skifahren kann leider auch verdammt tragisch enden.

Lucy Paltz: Nées pour skier. Éditions Glénat, Grenoble 2023. € 36,00.

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