Derzeit kommt mir der Winter vor wie ein viel zu langer Schlaf, wie ein Warten auf die Dämmerung. Vor ein paar Tagen aber war ich einmal kurz aufgestanden, bin schon mal hinaufgestiegen und habe die Nase ins Licht gesteckt.
Ich erwache kaum, es ist bereits hell, schlafe wieder ein, erwache wieder kaum, in eine in Nebel und Kälte versunkenen Welt. Gerade träumte ich noch von einer wachen Natur und von einem französischen Wort für die Tiefe der Zeit. Nun finde ich beides nicht mehr und schlafe eben wieder ein, vielleicht ist noch etwas da.
– Wieso ist der Winter jetzt so spät noch so zäh?
– Es ist die Kaltluft aus dem Osten!
– Muss das sein?
Ich will den Frühling, will ihn unbedingt, und friere mir an den kleinen Felsen im Wald hinterm Haus die Finger ab, aus Trotz. Die Griffe sind taub und der Fels atmet nicht wie sonst. Als ich einmal hinter einer Leiste in etwas Schnee greife, merke ich den Unterschied erst, als mein Blick darauf fällt. Auch die zaghaft blühenden Leberblümchen, die ich seit Januar am Waldrand beobachte, wenn ich meinen Weg zu den Felsblöcken gehe, ändern sich schon seit Tagen, vielleicht Wochen nicht mehr. Sie verharren in Reglosigkeit. Ich aber habe doch Füsse, Beine, kann doch fort!
Also steigen wir am nächsten Vormittag zu zweit auf die sonnige Höhe. Buchserberg, der Wald birst beinahe unter dem Raureif, der sich hier, wenig unterhalb der Oberfläche des Nebelmeeres bildet, dann von den gebrochenen Lichtstrahlen getroffen herabrieselt, sich wieder neu bildet, den Waldboden mit hellen Trümmern übersät und begräbt. In der Sonne, beim Aufstieg, war schwitzende Milde, welch Freude, welch ungekanntes Wohlgefühl. Manchmal stollten sogar die Felle. Auch die leichte Unterhaltung war wieder da, über Berge und Touren und Träume. Wie erwachend warfen wir uns die Bälle darüber zu. Und oben auf dem Fulfirst, schmaler Gipfel, glänzendes Schneegebirge, war vor allem Weite, unendliches Land.
Zurück am Strand des Nebelmeers, stellten wir uns noch einmal ins Licht, schlossen die Augen und spürten die Wärme im Gesicht. Dann die Kälte einer etwas höher herauf und über uns hinwegbrandenden Welle. Kurz darauf tauchten wir wieder ab, hinein, nach unten, nach Hause, in den Schlaf. Wie lange dauert er noch?
Schöner Beitrag, mit Gruss aus dem Nebel. Emil
Lieber Tobias
Träumen kann schön sein, aber auch Ungeduld wecken – wie in deinem Fall.
Apropos Fall: Auf jeden Fall schöne Gedanken.
Merci und en liebä Gruess, Annette