Die rote Wand

Ein Mädchen, verkleidet als Mann, auf der Suche nach ihrem Vater im Dolomitenkrieg. Viktoria Savs hiess sie und hat wirklich gelebt, überlebt in auf den Schlachtfeldern eines der sinnlosesten und brutalsten Kriege der Geschichte. Ein spannender Roman folgt den Spuren einer aussergewöhnlichen Frau.

Cover Die rote Wand

„Das Mädchen entfernt sich schnell von dem Verschlag und bemerkt, dass man einen guten Blick auf den Kreuzbergpass hat. Von hier oben sieht es gar nicht mehr so weit entfernt aus. Sie hätte gerne Max‘ Notizbuch, um es mit seinen Aufzeichnungen zu vergleichen. Er hätte den Ausblick genossen und ihr genau erklären können, wer wo in Stellung liegt.“

Aber Max ist tot. Erschossen. Adrian und Viereinhalb sind auch tot. Erfroren. Andere, unzählige andere ebenfalls. Abgestürzt, in die Luft gejagt, von Lawinen begraben, vom Steinschlag zermalmt, von Splittern getroffen. Auf beiden Seiten des Kreuzbergpasses, der Drei Zinnen, der Rotwandspitze. Im Norden die österreichische Front, im Süden die italienische. Krieg in den Dolomiten, im ganzen Gebirge vom Stilfserjoch an der Schweizer Grenze bis hinunter zur Adria bei Triest. Einer der blutigsten Schauplätze des Ersten Weltkrieges, 1915 bis 1918.

David Pfeifer, Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“, hat dazu einen mitreissenden Roman geschrieben, der vor rund einem Monat erschienen ist. Zum Stellungskrieg auf den Gipfeln beim Kreuzbergpass. Im Mittelpunkt: das Mädchen. Ohne Namen. Einfach: sie, das Mädchen. Eine Sechzehnjährige aus Meran, die sich freiwillig zum Gebirgskrieg meldet. Verkleidet als Junge. Ihren Vater will sie finden, dort oben in den Bergen, wo einem die Kugeln, die Schneeflocken, die Befehle um die Ohren pfeifen. Das Mädchen stellt bravourös und mutig, verzweifelt und überraschend ihren Mann. Wird in dieser Männergesellschaft als einer der ihren akzeptiert und aufgenommen. Wie Max auch, der noch jünger als sie ist. Aber Max wird getroffen. Und sie? Trifft sie ihren Vater? Kommt sie heil ins Tal zurück?

Das Mädchen gab es wirklich: Viktoria Savs (1899–1979). Wer ein paar Daten und Fakten zu ihrem Leben wissen will, gibt Wikipedia ein. Wer aber einen Roman lesen möchte, einen Roman zu einer aussergewöhnlichen Frau, einen Roman, der ohne Pathos den grausamen Gebirgskrieg schildert, greife zu „Die Rote Wand“.

David Pfeifer: Die rote Wand. Heyne Verlag, München 2015, Fr. 28.90

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