Für einmal skihistorische Raritäten. Auf Anfrage gibt es gerne fotografische Kopien.
«Plaisirs d’hiver! Ces mots, en France, évoquent des souvenirs de Cannes, des journées chaudes au Golfe Juan, des soirées de clair de lune où l’Estérel se dessine comme un arc illuminé sur le ciel.
Douceur, parfums, repos, silence, tiédeur qui alanguit et immobilise… Journées de lumière sur des plages de fleurs, joie des yeux qui n’ont vu que les plaines grises et les tristes brouillards des pays du Nord.
Er pourtant cet enchantement du Sud béni lasse inassouvi le besoin d’expansion et de mouvement des corps souples et jeunes. Ils veulent des risques et des dangers, ils aiment les frissons de périls et tempêtes, pour eux les plaisirs de l’hiver sont les plaisirs de la neige, des glissades folles en ski, des descentes vertigineuses à plat ventre sur un skeleton, des virages affolants sur un bob où les corps dans un poudroiement de neige rasent la piste glacée… Pour les jeunes de notre époque où l’on reste jeune très longtemps, la joie de l’hiver commence au dessus de mille mètres.»
Mit diesen die neuen Freuden des Wintersports genau treffenden Sätzen leitet Herausgeber Alexandre Castell (1883–1939) das 1921 in Paris publizierte Buch „Les Jeux sur les Cimes. Souvenirs sportifs“ ein. Mehrere Autoren schreiben über die Berge im Winter, über den Schnee, über die Reise an die Sonne (über dem Nebel in den Bergen und nicht an der Côte d’Azur!), über Bergfilme und Eiskunstlaufen, über den Cresta-Run in St. Moritz – und immer wieder über die weisse Herrlichkeit. Illustriert ist das taschenbuchgrosse Buch mit 16 schwarzweissen Fotos aus den winterlichen Bergen der Schweiz, von Sainte-Croix (im Jura) und Villars über das Berner Oberland (Gstaad, Adelboden, Mürren und Grindelwald) und die Zentralschweiz (Andermatt und Engelberg) bis ins Bündnerland (Arosa, Davos, St. Moritz und Pontresina). Das Frontispiz zeigt einen Skispringer auf dem Jungfraujoch, im Vordergrund Zuschauer, hinten der Mönch; die Foto machte Max Amstutz, der ältere Bruder von Walter Amstutz.
Kurz: ein schönes, kluges, wichtiges Buch zur Geschichte des Wintersportes und des Skilaufs. Insbesondere das Skifahren kam nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Mitteleuropa so richtig in Fahrt, etwas langsamer in Frankreich als in der Schweiz. Wie ich von den „Jeux sur les Cimes“ Kenntnis erhielt, weiss ich nicht mehr. Ich konnte es in der Nationalbibliothek in Bern für den Lesesaal ausleihen und fand dann, es gehörte eigentlich auch in meine Skibibliothek. Bei Harteveld Rare Books in Fribourg fand ich ein zahlbares Exemplar.
Im gleichen Buchantiquariat hatte ich im letzten Jahr eine andere publizistische Rarität erstanden: „Joies et Misères du patrouilleur alpin“. Gezeichnet vom Premier-lieutenant Michel Cuénod, Vorwort von Oberstleutnant de Gautard, Alpinoffizier der 1. Divison, und publiziert 1948 durch Korporal Froesch in seiner Druckerei in Genf. Eine alpinmilitärische Publikation also, in Erinnerung an die Grenzbesetzung im Zweiten Weltkrieg, die Auflage betrug 100, mein Exemplar trägt die Nr. 12 und ist Philippe de Weck gewidmet, „en souvenirs de quelques belles heures passées ensemble sur neige, glace et rocher.“ Ob ohne oder mit Uniform: Was die Alpinsoldaten im Sommer und Winter erlebten, war nicht immer lustig – aber die 24 A4-grossen Blätter mit den Strichzeichnungen von Cuénod sind es. So zeigt das letzte Blatt eine Dreierseilschaft beim Abfahren am Seil von der Tête Blanche gegenüber dem Matterhorn, mit dieser Legende: „Les joies du ski encordé.“ Der mittlere Skifahrer sieht aber alles andere als erfreut aus…
„Auf, zu frohem Treiben in Schnee und Sonne!“ So lautet der Titel des 16-seitigen Kataloges von Sport-Sonderegger St. Gallen für den Winter 1946/47. Ski, Bindungen und Stöcke natürlich, aber auch Felle, Wachse, Lawinen-Schaufel und Ersatzspitze gab es da zu kaufen, und Après-Ski-Schuhe! Bei diesen „wählt vor allem das Auge mit. Aber wie geborgen sind die Füße darin! Kein Wunder, daß sie auch den Alltag erobert haben!“ Schon vor 77 Jahren also die Mode, Sportsachen auch abseits sportlichen Tätigkeiten zu tragen. Was den Katalog aber so besonders macht, sind die Zeichnungen von Franco Barberis (1905–1992). Er war „der Star der Sportkarikaturisten seiner Zeit“, sagt Gregory Germond vom Sportantiquariat in Zürich; in seinem Neuheiten-Newsletter hatte ich den Sonderegger-Katalog entdeckt (und gleich gekauft). Während rund 45 Jahren arbeitete Barberis auch für den „Nebelspalter“; bekannt war er vor allem für seine Sportlerfigur Tschutti. Es macht richtig Spass, in diesem elegant-fröhlichen Katalog zu blättern. Auf Seite fünf sehen wir einen Skifahrer mit kecker Schirmmütze, vorübergebeugt unter grosser Last, während sie locker erhobenen Kopfes dahingleitet. Oben auf der Seite lesen wir: „Rucksäcke, Lunchtaschen anschnallen und dafür sein allfälliges Sorgenbündel abwerfen! Es lockt ja die Freude!“