Nur Baden ist schöner als wandern. Jedenfalls im Sommer. Und wenn das Wasser nicht zu kalt oder zu reissend ist.
«Wandert es sich besser mit oder gegen den Strom? Das kommt ganz darauf an, wo man selber steht. Und was man wissen will: Woher kommt das Wasser und wohin fliesst es? Sozusagen Vergangenheit und Zukunft. Startet man bei der Quelle – oder bei einer der Quellen, die Emme zum Beispiel hat ja mehrere, – dann ist es immer wieder spannend zu erleben, wir aus einem Bächlein ein Bach und dann ein Fluss wird, durch die Einmündungen anderer Bäche. Andererseits ist es eben auch interessant, einem Fliessgewässer zu folgen, um zu schauen, wo es überhaupt beginnt. Der Stadtbach in Bern, der entspringt ja irgendwo da hinten und fliesst auch irgendwo durch – aber wo genau? Und dann gibt es noch weitere Gründe für eine Wanderung mit oder gegen den Strom. Bei der Urtene-Tour, die nur in der Wintersaison bachnah möglich ist, hat man, wenn die Sonne scheint, diese lieber im Gesicht. Den 16 Kilometer langen Sensecanyon hingegen durchwatet man besser mit dem Strom, nur schon deshalb, weil man zuweilen noch schwimmen kann.»
Bevor wir nun in die Sense tauchen – alle Infos in meinem Buch „WasserRauschen. Von der Aare zur Birs. 51 Wanderungen an bernischen Fliessgewässern“ (AS Verlag 2022) – hier fünf neue Wasserwanderbücher für die Schweiz, Österreich und Italien. Die Touren gehen nicht immer einem Fliessgewässer entlang, sondern auch Alpen(rand)seen bzw. dem Alpenrandmeer.
Fünferlei bedeutet Wasserschloss. Der Grösse nach: 1. Vorrichtung zur Druckregulation bei Drainagen (Medizin). 2. Betriebseinrichtung einer Wasserkraftanlage oder Wasserleitung (Ingenieurwesen). 3. Ein von Wasser umgebenes Schloss, wie Hagenwill, Hallwyl oder Landshut. 4. Die Gegend im Dreieck Brugg, Turgi und Vorderrein, wo mit Aare, Reuss und Limmat 40 % des Wassers der Gesamtfläche der Schweiz zusammenfliessen. 5. Die Schweiz überhaupt. Um Punkt fünf geht es im Führer „Wasserwanderungen. 17 Routen durch das Wasserschloss Schweiz“. Jürg Alean und Paul Felber stellen mit sehr viel Hintergrundwissen und mit allen nötigen touristischen Infos, mit tollen Fotos und guten Karten 17 Touren im unglaublich vielfältigen Wasser-Wunderland Schweiz vor. Vom Gletschersee im Urnerland bis zur Gletscherhöhle im Jura, von guten Thermalquellen im Bündnerland bis zu bösen Wildbächen in den Voralpen, von Badeflüssen und –seen im Tessin bis zu Walliser Suonen und Staumauern. Und in Basel und Fribourg erleben die WasserwanderInnen jeweils ganz besondere Wasserwelten. Den oben genannten Punkt 3 besuchen sie auf Tour 4.
Was gibt’s Schöneres, als an drückend heissen Sommertagen raus aus der Stadt zu kommen und irgendwo am Wasser neue Energie zu tanken? Ob abenteuerliche Schluchten oder lauschige Badeplätze, erfrischende Gumpen und tosende Wasserfälle, stille Bergseen oder naturnahe Gebirgsbäche – in Heike Bechtolds Führer „Vorarlbergs schönste Wasserplätze. 101 erfrischende Wander- und Ausflugstipps“ findet sich für jede Temperatur und jedes Temperament die passende Tour. Die Vorschläge reichen vom Naturdenkmal Sandplatte an der Bregenzer Ache oder dem Alten Rhein bei Lustenau zwischen Österreich und der Schweiz über die pittoreske Frödischschlucht, den Lehrpfad Quelltuff, den Subersach Wasserfall oder den eisblauen Gandasee bis zum Staubecken Latschau, zum Tschaggunser Aquawanderweg oder zum Kletterspass in der Röbischlucht. Nur das Titelbild mit der Kuh am Ufer des Langsees im Silbertal finde ich nicht so prickelnd: Dort werde ich jedenfalls nicht ins Wasser gehen…
Nass werden wir nicht im „Tiroler Wasser-Wanderbuch“ von Uwe Schwinghammer, der „60 Tourentipps zu den schönsten Seen, Klammen und Wasserfällen“ vorstellt. Denn auf keiner der zahlreichen Farbfotos sieht man jemanden baden. Klar, in den Gebirgsbächen kann man höchstens die Füsse hineinstellen. Aber der karibikgrüne Oberbergersee, da wäre eine Schwimmrunde doch wunderbar ! Der Autor empfiehlt sie sogar; nur besuchte er den See an einem prächtigen Herbsttag, die Lärchen schon gelb – sieht natürlich ebenfalls gut aus. Doch ein paar Badebilder erfrischten ein Wasserwanderbuch halt schon ein wenig.
Er ist der längste See Italiens und der siebtgrösste der Schweiz; ihr tiefster Punkt übrigens auch. Er hat drei Namen: Verbano, Lago Maggiore und Langensee; einst hiess er auch noch Lago di Stazzona. Erinnert irgendwie an Ascona, und der Lido dort dürfte für die Deutschschweizer die bekannteste Spazierstrecke in ihrer Sonnenstube Ticino sein. Nicht zufällig führt genau dorthin die erste Tour im Wanderführer „Wege zum Wasser. Lago Maggiore – Lago d’Orta“. Dagmar Beckmann und Christoph Potting, die ihr beneidenswertes Leben zwischen Frankfurt am Main, der Bretagne und dem Lago d’Orta verbringen, stellen von neun Standorten aus 29 Wanderungen rund um die beiden Seen sowie am Lago di Varese vor, mal direkt am Strand, mal hoch über den Seespiegeln und teilweise auch im Hinterland, aber immer zum Thema Wasser. Die neun Hintergrundkapitel befassen sie ebenfalls damit, so zu Wasserkraft und Schifffahrt, Seemanagement oder Fischerei. Interessante Lektüre, abwechslungsreiche Wanderungen, feine Gastro- und Unterkunfttipps, schöne Fotos. Leider sind nicht alle Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar, was bei einer zweiten Auflage verbessert werden sollte, auch wenn dann das automobile Wasserfallhüpfen im Hinterland von Laveno wegfällt.
Finale: Das ist das Zauberwort für Kletterer. Rund um das Städtchen Finale Ligure an der ligurischen Küste zwischen Savona und Albegna, zwischen Mittelmeer und Alpen, liegt eines der bekanntesten und grössten Sportklettergebiete Italiens. Die unscheinbare Hügellandschaft des Hinterlandes hält jede Menge Felsen in allen Steilheiten bereit, weit über 1000 Routen finden sich im Umkreis von nur wenigen Kilometern. Aber auch für MountainbikerInnen ist Finale Ligure ein Mekka, wenn sie einigermassen sicher auf den Pedalen stehen. Und was machen die Wandersleut? Einfach auf der Strandmole hocken, Füsse und Seele baumeln lassen? Ma no! Oder höchstens nach einer der sonnigen Wanderungen, die Marco Tomassini in „Zu Fuss durch Finale. 50 Touren zwischen Borgio Verezzi, Finale Ligure und Noli“ vorschlägt, an der Küste und im Hinterland. Im Januar 2011 unternahmen wir dort zwei sonnige Touren, zuerst zum Monte Capo Noli und dann zum Monte Caprazoppa, je etwa 280 Meter über dem Ligurischen Meer. Ins Tourenbuch notierte ich: „Sehr empfehlenswerte Küstenwanderung von Varigotti zum Monte Capo Noli, direkt an der Steilküste, hoch oberhalb der Strasse und dem Wasser, an dem man entlang gefahren ist. Bellissimo!“
Jürg Alean, Paul Felber: Wasserwanderungen. 17 Routen durch das Wasserschloss Schweiz. Haupt Verlag, Bern 2023. Fr. 38.-
Heike Bechtold: Vorarlbergs schönste Wasserplätze. 101 erfrischende Wander- und Ausflugstipps. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2023. € 28,00.
Uwe Schwinghammer: Das Tiroler Wasser-Wanderbuch. 60 Tourentipps zu den schönsten Seen, Klammen und Wasserfällen. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2023. € 25,00.
Dagmar Beckmann, Christoph Potting: Wege zum Wasser. Lago Maggiore und Lago d’Orta. Rotpunktverlag, Zürich 2023. Fr. 37.-
Marco Tomassini: Zu Fuss durch Finale. 50 Touren zwischen Borgio Verezzi, Finale Ligure und Noli. Edizioni Versante Sud, Milano 2022. € 32,00.