Am Rande von und in Helvetien

Spurensuche mit drei neuen Büchern in der Schweiz und an ihrer Grenze. Jetzt, wo das Parlament vollständig ist.

«Maja schlägt das Büchlein auf und erklärt, was es mit dem neuen Design auf sich hat: Auf der Doppelseite sind alle Kantone aufgelistet, aber nicht alphabetisch sortiert, sondern nach der höchsten Erhebung innerhalb des Kantons. Der Kanton Wallis steht zuoberst, als letzter der Kanton Genf und knapp davor mit nur fünf Höhenmetern Unterschied Basel-Stadt, unser heutiges Ziel.

‹Da lernt man ja richtig was, mit diesem neuen Pass›, sage ich.»

Mit den folgenden drei Büchern hoffentlich auch. In „Closeby. Die Welt vor deiner Tür“ stellen Maja Haus und Karin Rey 15 Touren aus der ganzen Schweiz vor. Ausflüge, die wir auch in der Welt machen könnten: Grand Canyon, Krka-Nationalpark in Kroatien, Lavendelfelder in der Provence, Hafen von Shenzhen. Gibt es alles eben auch hierzulande, vielleicht nicht ganz so gross, aber doch ähnlich: Creux du Van, Simmenfälle, Farnern im Oberaargauer Jura, Rheinhafen. Ist schneller und bequemer erreichbar. Verbraucht deutlich weniger CO2. Macht Spass, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielt. Und wo es genau durchgeht, kann mit dem QR-Code runtergeladen werden. Nichts wie los also. Denn: Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Wenn man weiss, wo. Zudem können 15 Postkarten hinten im Wanderführer herausgetrennt und verschickt werden: schöne Grüsse beispielsweise vom Seealpsee (statt von einem norwegischen Fjord).

Mit dem nächsten Buch mögen wir die Grüsse von einem kaum bekannten Gewässer senden: vom Thurtalerstofelseeli. Es liegt, namenlos in der Landeskarte der Schweiz, auf der Nordseite der Churfirsten. Vorgestellt von Silvan Schlegel im Bildbandführer „Lost In the Alps 2. Spektakuläre Wanderungen in den Schweizer Bergen“ des Fotografenkollektivs „The Alpinists“. Der erste Band (https://bergliteratur.ch/alte-und-neue-wege-in-den-alpen/) enthält 63 Touren, der neue 65, wiederum nur aus den Alpen, wie wenn die Gipfel des Jura nicht zu den Schweizer Bergen gehörten. Aber das kennen wir leider, diese Nichtberücksichtigung des zweiten helvetischen Gebirges! Item, jetzt der zweite Alpinists-Band, eine Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem, aus Bergwanderungen, Hoch- und Skitouren, ergänzt mit Beiträgen von GastautorInnen. Die Fotos überzeugen nicht auf jeder Seite, die Bildlegenden auch nicht.

Um Wasser geht es oft im Ausflugsführer „Aux confins de la Suisse. 36 lieux le long de la frontière“. Im Genfer- und Bodensee, Lago di Lugano und Rhein verläuft die Grenze zwischen der Confoederatio Helvetica und seinen fünf Nachbarstaaten. Die längste (und gebirgigste) ist diejenige zu Italien, die kürzeste (und auf rund zwei Dritteln ganz flache) diejenige zu Liechentstein. Fabrice Grossenbacher stellt 36 spannende Orte am eidgenössischen Rand vor, Gipfel, Gebäude und Gewässer, Museen, Institutionen und Hotels, Sehenswürdigkeiten aller Art, erweitert um historische Geschichten. Mit dabei auf diesen Erkundungen sollte man immer den Pass haben. Oder – nochmals zurück zu Maja und Karin:

«‹Deine ID hast du aber dabei? Wir überqueren heute mehrmals die deutsch-schweizerische Grenze.›

Ich habe meine ID dabei. Wir laufen los.»

Karin Rey, Maja Haus: Why go far away when everything is Closeby. Die Welt vor deiner Tür. Ein Wanderführer. Rotpunktverlag, Zürich 2023. Fr. 29.-

The Alpinists: Lost In the Alps 2. Spektakuläre Wanderungen in den Schweizer Bergen. AT Verlag, Aarau 2023. Fr. 46.-

Fabrice Grossenbacher: Aux confins de la Suisse. 36 lieux le long de la frontière. Editions Favre, Lausanne 2023. Fr. 33.-

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